Biophilie Design
Als Grundgedanke stellt Biophilie Design den Menschen in den Vordergrund. Es geht hierbei nicht um einen Designtrend.
Die Stärkung unserer Verbundenheit mit der Natur steigert das Wohlbefinden und die Produktivität. Dabei geht es um weit mehr als nur einen Gestaltungstrend. Ziel ist es, unsere Verbundenheit zur Natur im Wohn- und Arbeitsumfeld zu stärken, um Stress zu reduzieren und Erholung zu fördern.
Um eine positive Umgebung zu erschaffen, ist es notwendig, alle menschlichen Sinne mit einzubeziehen. Nicht nur das Design oder die Zweckerfüllung des Raumes ist heutzutage zu berücksichtigen, die Nachhaltigkeit und das Wohlbefinden stehen an vorderster Stelle.
Erlebnis der Sinne
Ein wesentliches Element in der Planung unterstützt die Architekten und Designer, gesundheitsfördernde Innenräume für alle Sinne zu schaffen.
– laut Wikipedia beschreibt es die leidenschaftliche Liebe zum Lebendigen oder auch die Liebe zum Leben.
Als Grundgedanke stellt Biophilie Design den Menschen in den Vordergrund. Es geht hierbei nicht um einen Designtrend.
Hören Sie etwas?
Ständig sind wir von Geräuschen umgeben – das Rauschen des Windes, Unterhaltungen von Menschen, Tiergeräusche wie Vogelgezwitscher aber auch Hundebellen, das Dröhnen des Verkehrslärms oder auch Ansagen zur Information. In unseren Wohnräumen haben wir doch genauso das Rauschen der Waschmaschine, das Piep von einem Bedienfeld, Radio, Fernsehen, Klingeltöne, der Staubsauger der Nachbarn und vieles mehr.
Das Hören können wir nicht einfach abstellen, viele Geräusche nehmen wir auch gar nicht mehr wahr – aber sie sind da. Unser Lärmempfinden ist doch recht individuell und hängt von der gegenwärtigen Stimmung ab, bestimmten Vorlieben ab und ist tagesabhängig. Wenn man in Ruhe ganz genau hinhört, wird man sich wundern, was zu hören ist.
Schauen Sie mal richtig hin.
In der heutigen, industrialisierten Welt entfremden sich die Menschen immer weiter von der Natur. Gleichzeitig entsteht ein massiver Biodiversitätsverlust voran und ein Eingreifen zum Artenschutz wird immer wichtiger. Ist es eine Entfremdung oder Gleichgültigkeit, das wir uns der Natur scheinbar immer weniger verbunden fühlen?
Natürliche Ressourcen sind die materielle, energetische und räumliche Grundlage unseres Lebensstandards, doch die selbstverständliche Ausbeutung der Natur und das Einbringen von Emissionen und Abfällen zieht einen Verlust der biologischen Vielfalt und Beeinträchtigung der Ökosystemfunktionen nach sich.
Und was fühlen Sie?
Das aktive Erspüren von Oberflächen, Texturen, Konturen, Kälte, Wärme, Schmerz bezeichnet man als haptische Wahrnehmung. Jeder kennt es: Barfuß durch den Sand oder mit den Händen über eine Holzoberfläche zu streichen. Warum empfinden wir einige der Wahrnehmungen als unangenehm, wiederum andere als durchaus schön.
In der Evolution des Menschen spielen die taktilen Reize eine wesentliche Rolle für das Wohlbefinden und das Überleben. In der Entwicklung und unserer Überlebensfähigkeiten hat sich der Mensch zum Schutz und Sicherheit erst in die Höhle, später in eigens gebaute Behausungen zurückgezogen. Wir verbringen immer mehr Zeit in geschlossenen Räumen, daher ist es unerlässlich, Wege zu finden, um den Kontakt mit der Natur zu intensivieren und von ihr zu profitieren. Mit der Zunahme der Weltbevölkerung wird ein Großteil davon in Städten leben.
Was soll das?
Durch entsprechende Maßnahmen kann nicht nur die Produktivität gesteigert und Stress reduziert werden.
Die Zufriedenheit und Kreativität wachsen, die Mitarbeiter im Büro fühlen sich wohler und die Fehlzeiten verringern sich. In Schulen lassen sich die Konzentrationsleistung der Schüler und Mitarbeiter steigern und gleichzeitig die Auswirkungen von kognitiver Ermüdung, Stress und ADHS reduzieren. Damit kann die Schule sowohl ihr Leistungsniveau als auch die Schüler- und Mitarbeiterbindung verbessern.
Und auch im Gastgewerbe wie Hotels und Restaurants lassen sich positive Effekte erkennen. Von der Natur inspirierte Design Elemente wie beispielsweise viel Tageslicht und Pflanzen lassen die Gäste glücklicher und Mitarbeiter produktiver und vielleicht sogar gesünder werden.
Gäste bevorzugen Zimmer mit Blick in die Natur und fragen diese entsprechend nach. Daher verlangen Hotels für diese Räume höhere Preise. Bei Hotelzimmern mit Blick aufs Wasser wird mehr berechnet als für Zimmer ohne den entsprechenden Ausblick. Hotelgäste verbringen ein Drittel mehr Zeit in Biophilen als in konventionellen Lobbys. Dadurch geben sie mehr Geld während ihres Lobby-Aufenthalts aus.
Zurück zur Natur
Dabei wissen wir es doch, die Natur dient als Kraftquelle für unseren Alltag, ob für Sport und Freizeitvergnügen oder zur Entschleunigung. Man findet hier einen Ausgleich für Alltagsstress und mentalen Ballast.
Wäre es nicht wunderbar, sich der Natur als Inspiration für die Gestaltung positiver Räume zu bedienen und die Zukunft nachhaltiger Gebäude auch gleich dort zu finden ?
Ziel des Biophilie Design Konzepts ist es, unsere Verbundenheit zur Natur im Wohn- und Arbeitsumfeld zu stärken, um Stress zu reduzieren und das Wohlbefinden nachhaltig positiv zu beeinflussen. Die Gestaltung von Wohlfühlorten, in denen wir leben und arbeiten, erfordert einen vielschichtigen Ansatz. Dazu gehören Ästhetik, Funktionalität, nachhaltige Elemente und das Verstehen menschlichen Verhaltens.
Bei der Design Umsetzung geht es nicht unbedingt um Investitionen, sondern darum, etwas im Grunde Einfaches zu erkennen: die vielfältigen Möglichkeiten einen Mehrwert für Mensch und Unternehmen zu schaffen.
So geht das!
Bei Biophilie Design geht es darum, wie sich der Kontakt mit der Natur inspiriert und sensorisch auf den Menschen auswirkt und zur Optimierung des Arbeitsplatzes oder der Behausung genutzt werden kann.
Mit dem Einsatz von Holz an der Wand oder am Boden fühlen wir uns wohl. Dass auch die Farbwahl einen Einfluss auf das Gemüt und das Wohlbefinden des Nutzers nimmt, ist jedem intuitiv bewusst. Den Eindruck und damit verbunden, eine Situation oder Objekt als schön oder unangenehm zu empfinden, sind die inneren Signale unseres Körpers, die uns auf etwas hinweisen oder uns etwas mitteilen möchten. Ein Ort oder eine Situation wird als angenehm empfunden, wenn wir uns sicher fühlen.
Farbeindrücke sind generell Natur (hell, dunkel, bunt). Farbempfindungen sind dagegen eine Interpretation der Eindrücke (gelb gleich sonnig, warm), die gemeinsam zur Anmutung führen. Eine Anmutung ist die Eigenschaft, die Wahrnehmungsobjekten – Räumen – zugeschrieben wird und beim Betrachter spontane, unreflektierte Gefühlsreaktionen bewirkt.
Ein blauer Himmel oder ein Blick übers Wasser wirkt beruhigend und entspannend. Grün wird zumeist als gesund empfunden, rot hingegen als anregend und stimulierend.
Das können Entsprechung der natürlichen Umgebung sein, besondere Raumeigenschaften oder auch Übergänge zwischen drinnen und draussen. Physische Präsenz von Natur in Form von Pflanzen, Boden Haptik und Optik. Aber auch Nachahmungen oder Anlehnung an die Natur in Form optischen Reizen wie Wandgestaltung, die Wahrnehmung von Gerüchen und das Lauschen von Naturgeräuschen sein.
Einen Ausblick in die Natur schaffen, soweit es möglich ist.
- Licht – eine Raumgestaltung mit viel Tageslicht und/oder Szenenlicht. Sonnenlicht steigert die Produktivität und das Vitalgefühl. Künstliches Licht kann unser Biorhythmus durcheinanderbringen.
- Raumstruktur – eine offene, an die Natur angelehnte räumliche Struktur mit einem gewissen Maß an Überblick. Sichtachsen und Abgrenzungen schaffen, die ein einen Drang zur Erkundung fördern.
- Aufteilungen – in aktiv und passiv Bereichen kleinere Schutzzonen als Rückzugsorte dienen der physischen, psychischen Erholung.
- In Großraumbüros können grüne Raumteiler vor visuellen Ablenkungen schützen und die Akustik verbessern.
- Pflanzen verbessern die Luftqualität. Falls das nicht möglich ist, z. B. mit natürlichen Duftstoffen arbeiten.
- Audioebene –Tonaufnahmen, beispielsweise fließendes Wasser, Maskierung störender Geräusche.
- Haptik – taktile sensorische Kontraste sorgen für eine bewusste Wahrnehmung der Umgebung. Durch Änderung der Bodenbeläge, Akustik- und Optikparameter können unterschiedliche Bereiche gestaltet werden.
- Farbkonzepte erarbeiten – bevorzugt werden in der Regel Farben, die das Wohlbefinden steigern.
- Fensteröffnungen – Jalousien, die abgrenzen oder öffnen mit Licht- und Schatteneffekten.
- Türen – z. B. als Ganzglastür, die eine Weitsicht zulassen, aber auch zur Abgrenzung platziert werden.
- Fußboden – Holz, Stein, Teppich der natürlichen Umgebung angeglichen. Ob Säge rau, reflektierende Fliesenglasuren oder Stein, Teppichbereiche, die an Moose oder Blumenwiese erinnern.
- Wände – mit dem Farbkonzept der Natur entlehnt, auch mit spiegelnden Oberflächen, die Weite simulieren. Entsprechend Wandmotive.
- Brunnen / Wasser – als beruhigendes Element, gleichzeitig hilft es den Feuchtegrad der Räume zu regulieren.
- Möbel und Tisch – zweckdienlich und trotzdem Konzept angepasst als spannende Raumaufteilung. Die Verwendung weicher, kontrastierender Materialien für Relax- vs. klare Strukturen für Konzentrationsbereiche.
- Soundmasking – Arbeits- und Maschinengeräusche mittels Meeresrauschen, Vogelgezwitscher… zu übertönen.
- Ruhe- und Aktivzonen – Bereiche zum Relaxen und für die körperliche Betätigung.
- Beleuchtung – durch geschickten Einsatz von hellen und dunkleren Zonen Kontraste erzeugen, Szenenlicht nach Stimmung, Tageszeit.
- Pflanzen – vorzugsweise einheimische Pflanzen u. A. für Hängepflanzen. Pflanztröge und Blumenkästen als Raumteiler oder um neue Sichtachsen zu schaffen.
- Lüftung und Heizung – anpassen an das Pflanzenkonzept, Warm- und Kalttage unter Berücksichtigung saisonaler Bedingungen.
- Raum Stimulanz – Zitrus- oder Kaffeeduft reizen die Sinne positiv.
- Dekoration – ob Aquarium oder Mobile, Bio Pflanzwände oder Mooswand – es geht alles, wenn es zum Konzept passt.
Wir hoffen, dass unser kleiner Abriss des Themas Biophilie Design zum Nachdenken anregt. Wir wissen instinktiv, wie notwendig die Natur für unser Überleben ist. Damit es uns gut geht, müssen wir sie atmen, riechen, fühlen, hören, berühren, leben und essen.
Biophilie-Design sollte nicht als kostenintensives Konzept betrachtet werden, sondern als kreative Lösung zur Steigerung des Wohlbefindens. Der Schlüssel liegt darin, die Chancen zu erkennen und Strategien zu entwickeln.
Sprechen Sie uns an – wir unterstützen Sie in Ihrem Vorhaben.
Literaturverzeichnis und Auszüge von:
biophilicdesignguide-de
Oliver Heath – Gründer und Director von Oliver Heath Design
Victoria Jackson – Lead Researcher bei Oliver Heath Design
Eden Goode – Researcher bei Oliver Heath Design
https://blog.interface.com/de/tag/biophilie/
Interface Deutschland GmbH
Mies van der Rohe Business Park
Girmesgath 5
47803 Krefeld
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